Gute Kommunikation

Unser Arzt-Patienten-Verständnis

Unser Selbstverständnis für "eine gute Kommunikation", bezieht sich auf unterschiedliche wissenschaftliche Konzepte, wobei entscheidend ist, welches Arzt-Patienten-Verständnis zugrunde gelegt wird und welches Ziel das Gespräch verfolgen soll [Engel, 1977; Miller & Rollnick, 1991; Emanuel & Emanuel 1992; Sergl, 1996; Schweickhardt & Fritzsche, 2009; Rogers, 2009; Wolowski & Demmel, 2010]. Nach Schweickhardt und Fritzsche lassen sich prinzipiell drei verschiedene Arzt-Patienten-Modelle beschreiben:

  • Das paternalistische Modell
  • Das Dienstleistungsmodell
  • Das partnerschaftliche Modell

Das paternalistische Modell: Das paternalistische Modell fußt auf dem Hippokratischem Verständnis, wonach der (väterliche) Arzt alle notwendigen Entscheidungen für den (unmündigen) Patienten nach bestem Wissen und Gewissen trifft. Unserer Meinung nach hat dieses Modell ausgedient.

Das Dienstleistungsmodell: Dieses Modell definiert den zahnärztlichen Experten als Dienstleister und den Patienten als Kunden. Der Patient verfügt über das Entscheidungsrecht, seine Behandlung über Geld beim Dienstleister einzufordern. Ein wesentlicher Vorteil dieses patientenzentrierten Modells ist die höhere Patientenzufriedenheit. Nachteile liegen in dem Selbstverständnis der Arztrolle und in der Gefahr von über-flüssigen oder unzureichenden Therapien. Problematisch in diesem Zusammenhang ist auch die Definition in der Musterberufsordnung der Zahnärzte (§ 1 Abs. 1 MuBerO). Darin heißt es, dass der freie zahnärztliche Beruf kein Gewerbe ist. Also auch nicht das Gelbe vom Ei.

Also bleibt nur noch...
Das partnerschaftliche Modell: Dieses Kommunikationsmodell sieht den Arzt und den Patienten auf einer kooperativen Ebene. Der Arzt tritt als medizinischer Berater auf und trifft Entscheidungen gemeinsam mit dem Patienten. Trotz der beschriebenen Asymmetrien ist die gleichberechtigte Kommunikation das wesentliche Element mit dem Vorteil der fokussierten Einbeziehung des Patienten in die Behandlung. Nachteilig kann ein anfangs höherer Zeitaufwand sein. Zentrales Merkmal des partnerschaftlichen Modells ist die gemeinsame oder partizipative Entscheidungsfindung (Shared Decision Making). Diese trägt dem immer größeren Wunsch der Patienten nach Selbstbestimmung Rechnung [Kiesler & Auerbach, 2006]. Definitionsgemäß handelt es sich bei dieser Art der Entscheidungsfindung um einen Interaktionsprozess mit dem Ziel, unter gleichberechtigter und aktiver Beteiligung von Patient und Arzt auf der Basis geteilter Information zu einer gemeinsam verantworteten Übereinkunft zu gelangen.

Die Handlungsschritte der partizipa-tiven Entscheidungsfindung sind die Mitteilung, dass eine Entscheidung ansteht, die Betonung der Gleichberechtigung der am Prozess be-teiligten Partner, das Aufzeigen der Wahlmöglichkeiten mit Vor- und Nachteilen, das Erfragen von Verstehen, Sorgen, Erwartungen und das Herausfinden der Präferenzen. Das bedeutet, dass Informationen unbedingt verständlich vermittelt werden müssen. Dabei kann es vorkommen, dass der ärztliche Experte auch Kompromisse eingehen muss. Positive Auswirkungen dieses Vorgehens sind ein besseres klinisches Outcome und die Verbesserung der Compliance [Kalauokalani et al., 2001; Scheibler, Janssen & Pfaff, 2003].

Unabhängig von der gewählten Gesprächsstrategie ist es im Sinne einer authentischen Behandlung wichtig, die Balance zwischen dem eigenen Anspruch und der Patientenerwartung zu wahren.

Merkmale einer Partizipativen Entscheidungsfindung